Mögen Sie Konflikte?
Wenn nicht, dann sind Sie ganz gewiss nicht allein. Wer mag schon Konflikte.
Andererseits: Was wäre das Leben ohne Konflikte? Es wäre ein Leben ohne Spannung, Reibung und Gegensätze.

Sich mit anderen Menschen zu streiten, gehört zum menschlichen Miteinander. Um im „Eifer des Gefechts“ nicht das zu beschädigen, worum der Konflikt sich im Kern dreht, wird Kompetenz benötigt und die Bereitschaft, den Konflikt anzugehen und lösen zu wollen.

Gelingt es, Konflikte konstruktiv zu bearbeiten, dann kann das wahrlich befreiend sein. Nähe, Vertrauen und Neues kann entstehen. Und Konflikte können sogar der Beginn von wahren Beziehungen sein und sind damit häufig genau das Gegenteil vom „Ende von Beziehungen“.

Und dennoch vermeiden wir Konflikte, weil wie wissen, wie unangenehm und anstrengend, aber auch zerstörerisch und verletzend sie sein können. Diese unangenehmen Gefühle rufen im Gehirn verschiedene Reaktionen hervor: „Fight, Flight, Freeze“ – man spricht hier von den „Drei Fs“. Also Kampf, Flucht oder Starre sind die drei Verhaltensoptionen.

Es erfordert Mut, Konflikte anzugehen. Aber wir kommen nicht drum rum, uns mit Konflikten auseinander zu setzen. Wenn wir Konflikte vermeiden, dann kommen sie meist als Bumerang zurück und eskalieren. Oder sie wachsen langsam in unseren Beziehungen wie Krebsgeschwüre. Studien belegen, dass gut 10% der Arbeitszeit in Organisationen durch Konflikte gebunden werden und Führungskräfte verbringen über 30% ihrer Arbeitszeit mit Konflikten (KPMG, 2009).

Wenn Konflikte unter den Teppich gekehrt werden, dann haben sie meist einen hohen Preis, in Unternehmen wie auch im privaten. Wenn wir dagegen die Chancen von Konflikten erkennen, dann können wir uns persönlich weiterentwickeln. Konstruktive Konfliktlösung erlaubt Entwicklung bei uns selbst, in der Firma, in der Gesellschaft.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle Johann Wolfgang von Goethe zitieren:

„Das Gleiche lässt uns in Ruhe,

aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht.“

In meinen Konfliktseminaren werde ich meist nach „Tipps und Tricks“ und oder nach einem „Methodenkoffer“ zum Lösen von Konflikten gefragt.
Für mich hat konstruktives Konfliktlösen hauptsächlich mit der eigenen Wahrnehmung, dem Einfühlungsvermögen und der eigenen Haltung zu tun.

  1. Die eigene Wahrnehmung und das Einfühlungsvermögen
  • Wie aufmerksam nehme ich mein Umfeld wahr? (Partner:in, Familie, Freunde, Kolleg:innen, Vorgesetzte)
    Habe ich Antennen für Veränderungen? Auch für kleinste, vielleicht im Moment unbedeutend erscheinende Veränderungen.
  • Nehme ich auch latente beziehungsweise verborgene Konflikte wahr?
  • Nehme ich bei einem manifesten Konflikt wahr, wie der Konflikt ausgetragen wird? Läuft die Auseinandersetzung sehr emotional, d.h. wird der Streit heftig und offen ausgetragen oder läuft der Streit indirekt ab, d.h. es herrscht ein eisiges Gesprächsklima und die direkte Kommunikation kommt zum Erliegen? Man spricht hier von heißer beziehungsweise kalter Konfliktkultur.
  • Die Wahrnehmung im Konflikt darf sich nicht nur darauf beschränken, die Differenzen oder die Interessen im Konflikt zu verstehen, sondern auch die möglichen Verluste und die damit verbundenen Gefühle, die aus diesem Konflikt resultieren. Verluste entstehen, wenn menschliche Bedürfnisse verletzt werden. Status-, Kontroll-, Vertrauens- oder Sicherheitsverlust sind Beispiele für verletzte Bedürfnisse.

Wird ein Konflikt wahrgenommen und möchte er angesprochen werden, ist es ratsam, dieses mit Ich-Botschaften zu tun. Ein Anprangern des anderen dagegen führt in den meisten Fällen zu Ablehnung und zur Vergrößerung des Konfliktes.

 

  1. Die eigene Haltung*
  • Machen Sie sich die Konfliktpartei nicht zum Feind – verwandeln Sie die Konfliktpartei in einen Verbündeten

-> Verändern Sie Ihre mentale Einstellung, weg von einer feindlichen Perspektive gegenüber der Konfliktpartei hin zur Gewinnung der Konfliktpartei als Verbündeten.

Diese Veränderung der mentalen Einstellung ist eine schwierige Hürde, aber gleichzeitig eine sehr wirkungsvolle Methode, um Konflikte konstruktiv zu lösen.

  • Trennen Sie das Problem von der Person

-> Fokussieren Sie sich auf das Streitthema und weniger auf die Konfliktpartei als Person. In der Regel tendieren wir in einem Konflikt, der uns emotional zusetzt dazu, stark zu personalisieren. Unsere negativen Gedanken fokussieren sich auf die andere Person und ihr Verhalten. Das Trennen von Problem und Person als Konfliktlösungsprinzip wirkt stark deeskalierend beziehungsweise hilft, Eskalationen zu vermeiden.

  • Versuchen Sie, der anderen Person zu helfen, das Gewünschte zu erreichen

-> Im Konflikt fokussieren wir uns häufig stark auf uns selbst, auf unsere Emotionen, auf unsere Ziele und Intentionen. Versuchen Sie, diese Selbstzentriertheit zu Gunsten einer Öffnung und einer Fokussierung auf die Wünsche der anderen Person zu reduzieren.

  • Nicht von Angriffen oder intensiven Gefühlen gefangen nehmen lassen

-> Nehmen Sie Angriffe nicht persönlich. Lassen Sie sich nicht von den negativen Emotionen leiten, die von Angriffen ausgehen. Bewahren Sie Ihre Haltung und Ihre Ziele sowie die Ziele der Konfliktpartei vor Augen. Kennen Sie die Situation, wo Sie später das bereuen, was Sie gesagt haben?

 

* George Kohlrieser, „Gefangen am runden Tisch“

Im Prozess der konstruktiven Konfliktlösung spielen für mich die geschärfte eigene Wahrnehmung, das Einfühlungsvermögen und die eigene Haltung die zentrale Rolle. Die Suche nach Gemeinsamkeiten mit der Konfliktpartei öffnen den Weg, um die Debatte im Konflikt zu verlangsamen, Handlungsspielräume zu erkennen und zwischen dem einseitigen „Schwarz-Weiß“ im Konflikt ein „Bunt“ zuzulassen.

 

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