Die Interviews handeln über mein neues Buch, zusammen geschrieben mit der Bestseller-Autorin Stefanie Stahl „So bin ich eben. im Job“.
Die relevante Frage: „Welchen Mehrwert bietet das Buch?“
Jenny Wanninger: Lieber Herr Dr. Bernreiter, Sie haben ein neues Buch geschrieben, zusammen mit der Bestseller-Autorin Frau Stefanie Stahl „So bin ich eben. im Job“. Welchen Mehrwert bietet das Buch?
Damit wir uns aber im Job wohlfühlen, müssen viele Faktoren erfüllt sein. In erster Linie muss jeder wissen, welche Arbeit und welche Arbeitsbedingungen ihn zufrieden machen. Und das ist gar nicht so selbstverständlich, wie es sich anhört. Denn nicht selten arbeitet jemand jahrelang mit netten Kolleginnen und Kollegen zusammen und ist doch nicht wirklich zufrieden – weil er z.B. einfach kein Teamplayer ist, und dennoch in einem quirligen Team viel Zeit verbringt.
Ich erfahre öfter, dass (erwachsene) Kinder die Kanzlei der Eltern übernehmen? Junge Menschen studieren oftmals die Wunschfächer Ihrer Eltern. Nicht selten erlebe ich unglückliche Menschen, die einer Tätigkeit nachgehen – oft sehr erfolgreich – aber keine Erfüllung finden, im Beruf. „Tun, was man ist“ – ist nicht so einfach. Und dafür habe ich das Buch geschrieben. Eine Anleitung zum Glücklichsein im Job! „Lieben und Arbeiten“ gehören zu den Grundfunktionen menschlichen Daseins, hat einst Sigmund Freud gesagt. Damit Arbeit gelingt – und nicht nur Geldverdienst ist, dafür habe ich dieses Buch geschrieben.
Jenny Wanninger: Sind das nicht ganz allgemeine Dinge, die jeder lernen muss, auf dem Weg zu einer erfolgreichen Berufslaufbahn? Reicht es nicht aus, sich anzustrengen? Etwas Disziplin und Ausdauer zu zeigen?
Dr. Christian Bernreiter: Mit Ausdauer und Fleiß kann man viel erreichen. Ohne Zweifel.
Zur Meisterschaft allerdings, kommt man nur, wenn eine Fähigkeit bzw. eine Anlage zu Grunde liegt, wenn ein Talent vorhanden ist, dass man mit Ausdauer und Fleiß zur Blühte bringt. Mozart hatte nicht nur das Talent in sich, sondern auch die tägliche Hingabe zur Verfeinerung seiner Musik. Oder nehmen Sie, den Fußballer Toni Kroos. In einem Interview sagte er, als seine Freunde zum Feiern gingen, ist er nochmal auf den Fußballplatz und hat die Technik des Fußballspielens verfeinert. „Ich will auf dem Platz eine Hauptrolle spielen“. Er tut, was er ist. Er liebt den Umgang mit dem Ball und das Spiel im Team.
Verstehen Sie den Unterschied? In meinem Buch möchte ich Menschen ihre innere berufliche Ausrichtung näher bringen. Impulse für ein gelingendes Leben und Arbeiten geben.
Jenny Wanninger: Das heißt, Anlage und Fleiß gehören zusammen!
Dr. Christian Bernreiter: Ja. Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, wie groß der Einfluss genetischer, also angeborener Eigenschaften auf ihr Wesen, ihren Charakter ist. Auch wenn jeder die Möglichkeit hat, sich zu bilden und seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln, so gibt es doch bestimmte Merkmale, die ihn prägen und die sich nicht einfach umkrempeln lassen. Wir haben bestimmte „Präferenzen“ die unsere Persönlichkeit prägen. Am Beispiel von Introversion und Extraversion leuchtet das jedem unmittelbar ein. Ein introvertierter Mensch wird sich nicht wohl fühlen, wenn er in einem lauten Fünferbüro arbeiten muss. Umgekehrt wird ein extravertierter Mensch verkommen, wenn er seine Arbeit allein im stillen Kämmerlein verrichten soll und keinen Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen hat. Ein Tennisspieler ist ein Einzelgänger und Individualist. Ein Fußballspieler ist auf Kontakt hin angelegt und blüht im Mannschaftsspiel förmlich auf. Durch Disziplin und Übung kann man einiges ausgleichen, aber dadurch wird sich seine grundlegende Veranlagung nicht verändern. Das Spektrum der Befähigung wird sich erweitern. Anders gesagt: Aus einem Extravertierten wird garantiert kein Introvertierter – und umgekehrt.
Deshalb hilft es, sich genauer mit den angeborenen Eigenschaften zu beschäftigen, und zwar nicht nur bei sich, sondern auch bei den anderen.
Jenny Wanninger: Das heißt, es ist nicht nur wichtig, dass ich als Anwalt meine eigene Persönlichkeit gut kenne und meine Präferenzen verstehe, sondern auch, dass ich mein Gegenüber z.B. meinen Verhandlungspartner oder meinen Mandanten gut in seiner Persönlichkeit einschätzen lerne.
Einen Mandanten in kurzer Zeit in seiner individuellen Persönlichkeit wahrzunehmen, ist das Beste, was Ihnen als Anwalt passieren kann. Warum? Wenn Sie erkennen, wie der Mandant „tickt“, wenn Sie einen Blick wagen können die „Schaltzentrale“ des Klienten, dann können Sie sich schnell auf ihn einstellen. Dann können Sie das Weglassen, was den Mandanten verunsichert. Dann können Sie in kurzer Zeit, mit wenigen handwerklich psychologischen Grundzügen „Vertrauen“ herstellen, wozu andere länger brauchen. Vertrauen ist etwas, was gerade in Ihrem Beruf, Frau Wanninger, nicht mehr alleine eine Frage der Zeit ist, sondern eine Frage der Einstellung. Vertrauen ist „jetzt“ wichtig und nicht nach einer langen Phase des einander „langsam“ Kennenlernens. Auch in der Wirtschaft stellt man „strategisch“ und punktuell Vertrauen her. Einfach weil es praktisch ist – und gut tut. Weil Vertrauen Geschwindigkeit bedeutet und ein erheblicher Marktvorteil dadurch entsteht.
Jenny Wanninger: Ihr Buch unterstützt Menschen sich selber und andere besser kennen zu lernen. Auf welches Persönlichkeitsinstrument greifen Sie in Ihrem Buch zurück?
Dr. Christian Bernreiter: Die menschliche Persönlichkeit ist sehr vielschichtig und wird durch zahlreiche Einflüsse bestimmt, die selbstverständlich nicht alle berücksichtigt werden können. Im Grunde ist der Mensch ein Wunderwerk, ein Rätsel. Neben den erblichen Anlagen ist jeder Mensch auch stark durch Erziehungseinflüsse geprägt.
Der berühmte Schweizer Arzt und Psychoanalytiker Carl Gustav Jung hat die Anfänge für diesen Test formuliert und zwei Amerikanerinnen, Isabel Myers und Katharine Briggs, haben dieses Instrument erweitert und weitergeschrieben. Daraus hat sich eine ziemlich geniale Typenlehre entwickelt. Weltweit hat sich dieses Instrument etabliert. Die Psychologin und Bestsellerautorin Stefanie Stahl hat das Testsystem vereinfacht und neue Begriffe eingeführt. So wird dieser Persönlichkeitsindikator schnell handhabbar und leicht verständlich.
In der Typenlehre wird von vier psychologischen Dimensionen ausgegangen, die unsere Persönlichkeit, unseren Wesenskern bestimmen. Auch wenn jede der Dimensionen zwei theoretische Endpunkte hat, gibt es dazwischen doch viele Abstufungen. Das lässt sich am Beispiel der ersten Dimension zeigen, bei der sich die Extraversion auf der einen Seite und die Introversion auf der anderen gegenüberstehen. Kein Mensch ist ausschließlich introvertiert, denn jeder Introvertierte erlebt auch extravertierte Momente – und umgekehrt. Dennoch neigen die allermeisten eher zu einer der beiden Seiten. Deswegen spricht man in der Typenlehre auch von Neigungen beziehungsweise Präferenzen. Diese liefern auf jeder Dimension zahlreiche Informationen über die Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmuster eines Menschen. Kombiniert man die einzelnen Präferenzen, ergeben sich 16 mögliche Persönlichkeitstypen.
Jenny Wanninger: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Bernreiter!